Peter Ackroyds 2005 auf Englisch und ein Jahr später auf Deutsch erschienene Shakespeare-Biographie hatte schon einige Monate im Bücherregal gewartet, bis ich endlich Zeit dafür fand, denn 500 Seiten, vollgepackt mit Informationen, wollen erst einmal bewältigt werden. Die dafür benötigte Zeit ist aber ausgezeichnet investiert: Das Buch zeichnet Shakespeares Leben chronologisch in allen Phasen nach und beleuchtet dabei faszinierende Aspekte. Es geht um Fragen wie „Welche Bewandtnis hat es mit der Namensähnlichkeit zwischen William Shakespeares noch als Kind verstorbenem Sohn Hamnet und dem Stück über den Prinzen von Dänemark?“ oder „Gehörte der Dichter der Anglikanischen Kirche an oder war er ein heimlich praktizierender Katholik?“ Beeindruckt hat mich auch und vor allem Ackroyds umfassende Herangehensweise an das Thema. Er verfügt offenbar über ein unerschöpfliches Wissen sowohl über Literatur und Sprachwissenschaft als auch über Geschichte und das Leben im Elisabethanischen London. Auf diesem bereiten Fundament aufbauend verwebt er alle Quellen, von sprachwissenschaftlicher Forschung bis zu Aufstellungen über die Ausgaben des königlichen Haushalts und zeitgenössische Berichte über bestimmte Theateraufführungen, scheinbar mühelos so, dass daraus ein umfassendes, schlüssiges Bild des für viele größten Dichters aller Zeit entsteht. Dabei unterscheidet der Autor immer sorgfältig zwischen belegten Fakten und eigenen Schlussfolgerungen, ohne dass daraus eine trockene historisch-wissenschaftliche Abhandlung wird. Ganz im Gegenteil: Der Schreibstil ist lebhaft und gleichzeitig sprachlich elegant, das Lesen ein Vergnügen. Weder detailliertes geschichtliches und literarisches Hintergrundwissen, noch ständiges Zurückblättern oder Im-Lexikon-Nachschlagen/googeln sind notwendig, um den Ausführungen zu folgen. Es reicht, ein bisschen Konzentration für genaues Lesen aufzubringen und dranzubleiben. Nach der letzten Seite hat man das Gefühl, alles über Shakespeare erfahren zu haben, was heute an Wissen verfügbar ist. Also – einfach anfangen!
Peter Ackroyd: Shakespeare – The Biography. Vintage Books 2006, 560 Seiten.
In deutscher Übersetzung von Michael Müller: Shakespeare – Die Biographie. btb Verlag 2008, 656 Seiten.
[…] ein überzeugter Antisemit war, wäre jedoch eine grobe Vereinfachung. In seiner detaillierten Shakespeare-Biographie meint Peter Ackroyd, Shylock sei eine Figur jenseits von Gut und Böse, die sich der […]
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[…] sein Stück mit sechs Gesangs- und zwei Tanzeinlagen auf, wie Peter Ackroyd in Kapitel 85 seiner Shakespeare-Biographie anmerkt. Die Liste der Parallelen zwischen Stück und Roman ließe sich bei gründlicher […]
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[…] erfahren möchte. Der vielfach ausgezeichnete britische Autor, der auch schon Biographien über Shakespeare, London und die Themse veröffentlicht hat, wird zwar manchmal wegen historischer Ungenauigkeiten […]
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[…] kehren, die Lieblingsrezepte sichten und diesmal tatsächlich auch nachkochen, wieder einmal in Peter Ackroyds Shakespeare-Biographie hineinlesen und nach einer langen Pause wieder einmal einen neuen Blogbeitrag schreiben. […]
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