Dublin Murder Squad Episode 1

Die Sommerferien habe ich unter anderem dazu genutzt, die Krimis von Tana French in der „richtigen“ Reihenfolge, das heißt, mit dem ersten Buch beginnend, nochmals zu lesen bzw. als Hörbuch zu hören. In the Woods (auf Deutsch Grabesgrün) erschien 2007 und erhielt sofort mehrere Preise, unter anderem den Edgar Award 2007 als bester Erstlingsroman des Jahres. Rob Ryan, ein Inspektor der Dubliner Mordkommission, erzählt die Geschichte eines Mordfalles in einem Vorort der Stadt. Genau dort ist er selbst als Adam Ryan aufgewachsen, und genau dort sind seine beiden Freunde   1984 in einem kleinen Wäldchen verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Weiterlesen »

Galway Boy

Galway ist ein idyllisches Städtchen an der Westküste Irlands, das ich bei keiner Reise auf die Grüne Insel auslassen würde: Häuser und Geschäfte wie aus dem Bilderbuch, freundliche Menschen, gemütliche Pubs und nicht zu vergessen eine einladende Filiale der irischen Buchhandelskette Dubray Books fünf Gehminuten vom Eyre Square. Dort, im Zentrum der Stadt, sucht Jack Taylor das Vergessen im Alkohol und manchmal auch Mörder. Sein Galway hat mit meinen touristischen Eindrücken nicht viel zu tun, aber Ken Bruen schafft es in The Guards mühelos, die Postkartenidylle durch düstere Bilder zu ersetzen, ohne dass dadurch ein Widerspruch entsteht (oder ich nicht mehr hinfahren möchte).Weiterlesen »

Truman Capote. Immer und immer wieder.

Die Klappentexterin erinnert mit einem Gewinnspiel daran, dass heute Truman Capotes Todestag ist. Mir ging’s wie ihr, ich habe mich schon als Teenager in den Film Frühstück bei Tiffany’s verliebt, und das Buch hat’s dann sogar auf meine Maturaleseliste geschafft.
Sommerliebe steht als Summer Crossing in meinem Bücherregal, und diese kurze Novelle hat eine ganz interessante Geschichte: Sie wurde erst in Truman Capotes Nachlass entdeckt und deshalb posthum veröffentlicht. Davor gab es lange Diskussionen darüber, ob und in welcher Version das Buch in die Buchhandlungen kommen soll. Wir werden also nie erfahren, ob die Geschichte wirklich wie in der Veröffentlichung hätte ausgehen sollen, aber wie die Klappentexterin finde ich das Ergebnis in jedem Fall beglückend.
Truman Capote war übrigens auch ein enger Freund der Autorin von To Kill a Mockingbird (Wer die Nachtigall stört), Harper Lee. Auch dieses Buch haben die meisten von uns wohl zuerst in der Verfilmung mit Gregory Peck kennengelernt.
Capote und Lee wuchsen als Nachbarskinder in Monroeville, Alabama, auf und diktierten sich ihre ersten Geschichten gegenseitig in die Schreibmaschine, die ihnen Lees Vater geschenkt hatte. Sie blieben enge Freunde, bis Truman Capote In Cold Blood (Kaltblütig) veröffentlichte: Der Roman basierte auf einer wahren Geschichte, und Harper Lee hatte an der Recherche intensiv mitgearbeitet, viele Seiten Material beigesteuert und die Endfassung redigiert, diese Beiträge wurden von Truman Capote ihrer Meinung nach aber nicht ausreichend gewürdigt. Das nahm Harper Lee ihm sehr übel, trotzdem blieben die beiden bis zu Capotes Tod im Jahr 1984 in Verbindung.
Harper Lee veröffentlichte erst 55 Jahre nach To Kill a Mockingbird ihr zweites eigenes Buch, Go Set a Watchman. Dieses wartet noch in meinem Bücherregal …

Truman Capote: Summer Crossing: A Novel. Modern Library 2006, 160 Seiten.

Klappentexterin und Herr Klappentexter

Truman Capote ist einer meiner großen literarischen Helden und hat mein Stilbewusstsein im doppelten Sinne wachgeküsst. Als ich »Frühstück bei Tiffany« mit der bezaubernden Audrey Hepburn sah, war’s das erste Mal um mich geschehen. Mit zarten vierzehn Jahren wusste ich noch nicht, dass es sich um eine Literaturverfilmung handelt. Und ich den Autor Truman Capote erst einige Jahre später entdecken würde. Ich saß einfach nur mit glänzenden Augen vorm Fernseher und war beschwipst von all dem Schönen und dem Stil, besonders von der bezaubernden Audrey. Kurz spürte ich ein Ziehen in meiner Herzgegend und hatte zum ersten Mal das Gefühl, in einer falschen Zeit geboren zu sein. Ich wollte in den Film hineinkriechen und die gleiche Kleidung wie Holly Golightly tragen. Die unglaublich schöne schlichte Eleganz! Und die frechen, charmanten Dialoge. Gleichzeitig war da die leichte Melancholie, die wie ein Lufthauch katzengleich um die Ecke schleicht. Das Zusammenspiel…

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Penelope erzählt

Die Geschichte des Trojanischen Krieges, seine Ursachen und seine Folgen kann man auf verschiedene Art erfahren: bei Homer in der Ilias und der Odyssee (zweimal 24 Gesänge, insgesamt etwa 900 Seiten), in einer der zahlreichen Jugendausgaben von Homers Epen, beispielsweise in Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums (viele kurze Kapitel, ca. 400 Seiten über Ilias und die Odyssee) oder mündlich nacherzählt vom Vorarlberger Schriftsteller Michael Köhlmeier (eine CD einer mehrteiligen Hörbuchsammlung der Sagen des Klassischen Altertums).

Man kann sich die Geschichte aber auch von Penelope, der Frau des Odysseus, erzählen lassen. Weiterlesen »

The Hogarth Shakespeare Project

Hogarth Press hieß der Verlag, den die englische Autorin Virginia Woolf 1917 gemeinsam mit ihrem Mann Leonard gründete, um im eigenen Wohnzimmer mithilfe einer manuellen Druckpresse Bücher herzustellen. Was als Hobby und Selbstverlag begann wurde bald kommerziell erfolgreich, und bis 1946 veröffentlichten die Woolfs  insgesamt 527 Titel.

Heute gehört Hogarth Press zur Penguin Random House-Gruppe, und 2012 startete der Verlag das Hogarth Shakespeare Project, das den klingenden Namen der in der Vergangenheit verlegten Autor_innen – die Palette reicht von T.S. Elliot bis Sigmund Freud – eine beeindruckende Auswahl hinzufügt: Margaret Atwood, Anne Tyler, Howard Jacobson, Gillian Flynn, Jo Nesbø und andere wurden eingeladen, eines von Shakespeares Stücken als Roman nachzuerzählen. Weiterlesen »