Costa Book Awards 2017

Erst im Februar 2018 über einen Buchpreis 2017 zu berichten, scheint etwas verspätet, aber tatsächlich werden die Preisträger der Costa Book Awards immer erst im Jänner des darauffolgenden Jahres bekanntgegeben: Anfang Jänner die Gewinner in 5 Einzelkategorien (First Novel Award, Novel Award, Biography, Poetry, Children’s Books), Ende Jänner der aus diesen 5 Preisträger_innen gewählte Hauptpreis. Ich kenne bei weitem nicht alle Siegertitel der letzten Jahre, aber die, die ich kenne, haben mir alle gefallen, und zwei davon habe ich auf diesem Blog auch schon vorgestellt: Colm Tóíbin hat 2009 mit Brooklyn den Hauptpreis gewonnen, der Hauptpreisträger von 2016 war Sebastian Berry mit Days without End.

Der heute von einer Coffee-to-go-Kette gesponserte Preis wurde 1971 unter dem Namen Whitbread Award ins Leben gerufen, und er wird an Autor_innen vergeben, die in englischer Sprache publizieren und seit mindestens 3 Jahren in Großbritannien oder Irland leben. Unter den Preisträger_innen in den Einzelkategorien finden sich Namen wie Iris Murdoch, Roald Dahl, Kazuo Ishiguro, Seamus Heany , J.K. Rowling, Ian McEwan, Kate Atkinson, Zadie Smith, Ali Smith, Salman Rushdie oder Hilary Mantel. Eine Liste aller Preisträger von 1971 bis 2016 findet ihr hier, und wer auf der Suche nach neuem Lesestoff ist, wird ganz bestimmt fündig.

Auch die Preisträger_innen des Jahres 2017 klingen allesamt interessant:

Die Siegerin in der Kategorie Kinderbücher ist Katherine Rundell mit The Explorer. In diesem Abenteuerroman für Leser_innen ab dem Volksschulalter überleben vier Kinder einen Flugzeugabsturz im Amazonas und müssen sich dort ohne Vorräte oder Unterstützung von Erwachsenen durchschlagen. Einige der Bücher der Autorin sind bereits ins Deutsche übersetzt worden, The Explorer wird vermutlich folgen. Eine vielversprechende Rezension von Rundells Erfolg Sophie auf den Dächern findet ihr bei super.lese.helden.

Die im Juni 2017 verstorbene Autorin Helen Dunmore erhielt den Preis für ihren Lyrikband Inside the Wave und ist auch die Gewinnerin des Hauptpreises. Die Gedichte setzen sich wohl nicht zufällig mit der Grenze zwischen Leben und Tod auseinander. Helen Dunmore war aber nicht nur Lyrikerin, sie hat auch Kurzgeschichten, Kinderbücher und Romane veröffentlicht, die zu einem großen Teil ins Deutsche übersetzt wurden.

Rebecca Stott ist mit In the Days of Rain die Preisträgerin in der Kategorie Biographien. Die Autorin wurde in eine fundamentalistische Sekte hineingeboren, in der ihr Vater und ihr Großvater wichtige Positionen bekleideten, und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Brighton.  Die Exclusive Brethren waren eine in sich abgeschlossene Gemeinschaft, die ihre Mitglieder vor der vom Satan beherrschten säkularen Welt beschützen wollte und Regelverletzungen streng bestrafte. Als ihr Vater im Sterben lag, bat er sie um Unterstützung bei der Aufarbeitung seiner Lebensgeschichte. Das Ergebnis ist In the Days of Rain.

JonMcGregor wurde für seinen Roman Reservoir 13 ausgezeichnet. In einem kleinen Ort in England ist ein 13-jähriges Urlaubermädchen verschwunden. Viele Ortsbewohner beteiligen sich an der langwierigen Suche, der Alltag im Dorf muss dennoch weitergehen und wird von McGregor ausführlich beschrieben. Die englischsprachige Presse hat den Roman als Meisterwerk der Erzählkunst gelobt, Leser_innen mit Sinn für poetische Schilderungen wird er gefallen. Unter dem Titel Speicher 13 ist der Roman bereits auf Deutsch erschienen.

Gail Honeywell erhielt den Preis für Ihren Romanerstling Eleanor Oliphant is Completely Fine. Die deutsche Übersetzung ist unter dem Titel Ich, Eleanor Oliphant schon im April 2017 erschienen. Honeywell lässt einer 30jährigen Buchhalterin, die außerhalb ihres Jobs vollkommen isoliert in einer schäbig eingerichteten Sozialwohnung in Glasgow lebt. Wir erfahren, wie die Außenseiterin dort gelandet ist und wie sie mit der „normalen“ Welt kämpft. Klingt nach einem ernsten Thema, ist aber nicht nur einfühlsam, sondern gleichzeitig auch sehr lustig erzählt, mit mehr als einem Seitenhieb auf unser modernes Leben. Genaueres über den Roman erfahrt ihr auf meinem Blog ChickLitScout.

Für mich waren die Costa Book Awards bisher immer eine „sichere Bank“, und ich hoffe, dass für euch auch etwas dabei ist und wünsche euch viel Spaß beim Auswählen und Lesen!

 

 

5 Gedanken zu “Costa Book Awards 2017

  1. Guten Abend! 🙂
    Von diesem Buchpreis hatte ich ehrlich gesagt noch gar nichts gehört. Danke dir fürs Berichten und Vorstellen der Titel – sie klingen sehr interessant. Dass Katherine Rundell ausgezeichnet wurde, freut mich ganz besonders, denn ihr Schreibstil und ihre Liebe zu den Figuren sind wirklich außergewöhnlich. Ihr zweites Buch ist mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum erschienen. Es heißt „Feo und die Wölfe“. Mein Sohn hat´s mir zu Weihnachten geschenkt und demnächst werde ich es lesen. 🙂
    Danke schön fürs Verlinken!
    Liebe Grüße
    Tina

    Gefällt 1 Person

    • Hallo Tina, 🙂
      sehr gerne. Ich wurde auf den Preis auch erst durch die Sticker auf den Büchern in Buchhandlungen in GB und Irland aufmerksam und war zuerst sehr skeptisch – wer will sich schon von Starbucks & Co über Literatur beraten lassen? Aber offensichtlich können die sich sehr gute Jurys leisten.
      Liebe Grüße
      Niamh

      Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar