EineSTADT. EinBUCH. 2017

Im Rahmen der Aktion Eine STADT. Ein Buch. verteilt die Stadt Wien seit 2002 jeden Herbst 100.000 Exemplare eines Bestsellers, heuer den Roman Letzte Nacht des in Pittsburgh geborenen Autors Stewart O’Nan. Diese letzte Nacht ist ein ganzer Arbeitstag, 4 Tage vor Weihnachten, der letzte vor der endgültigen Schließung der Filiale einer Restaurantkette, die nach Meinung der Zentrale nicht genug Profit abwirft. Manny DeLeon, der Geschäftsführer, sieht das ganz anders, und wie zum Trotz und auch aus Angst um seinen guten Ruf, schließlich ist er einer von fünf Mitarbeitern, die in einer anderen Filiale weiterarbeiten dürfen, macht er bis zur letzten Sekunde so Dienst, als könnte er sein Red Lobster dadurch retten. Scheinbar hat sich alles gegen ihn verschworen: die nicht übernommenen Mitarbeiter, die gar nicht erst zum Dienst kommen oder früher gehen, der Schneesturm, der dafür sorgt, dass kaum Gäste da sind, die Schneefräse, die nicht anspringen will. Manny lässt sich nicht unterkriegen, auch nicht davon, dass die Frau, die er liebt, soeben zum letzten Mal an seiner Seite arbeitet, und er für die, die ein Kind von ihm erwartet, unbedingt heute noch ein Weihnachtsgeschenk besorgen muss.

Meine Meinung: Eine unaufgeregte Geschichte über die Arbeitswelt kleiner Angestellter im Amerika der 2000er-Jahre. Gesellschaftskritik ohne übertriebene Dramatik, Schwarzmalerei oder Sozialromantik. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, ein Roadmovie zu sehen, auch wenn gar keine Autofahrt vorkommt. Vor der Präsentation des Buches kannte ich den Autor nicht, würde aber gerne noch weitere Bücher von ihm lesen.

Stewart O’Nan, Letzte Nacht. Deutsch von Thomas Gunkel. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2. Auflage 2009, 160 Seiten.

Im englischen Original: Last Night at the Lobster. Allen & Unwin, 2017, 160 Seiten.